Geologie zum Staunen: Das Geinitz-Jahr
Manche Geschichten beginnen nicht mit Menschen, sondern mit Steinen. Sie liegen Jahrtausende unbewegt an Ort und Stelle, tragen Informationen in sich, die man mit bloßem Auge kaum erkennt, und sind doch Teil einer ganz besonderen Erzählung. Eine Erzählung, die sich nicht nur in wissenschaftlichen Büchern, sondern mitten in Mecklenburg-Vorpommern entdecken lässt. Wer aufmerksam hinsieht, entdeckt in Findlingen, Erdschichten und Fossilien eine geologische Vergangenheit, die mehr über die Region erzählt, als es auf den ersten Blick scheint. Das Müritzeum in Waren (Müritz) widmet sich dieser Geschichte 2025 auf ganz besondere Weise. Im Fokus: der Geologe Eugen Geinitz, dessen Wirken bis heute unsere Sicht auf die Landschaft prägt.
Podcast KuK mal da!
Unter dem gleichnamigen Titel „Geologie zum Staunen: Das Geinitz-Jahr“ ist auch eine Episode im Podcast KuK mal da! – Urlaub zwischen Ostsee & Müritz erschienen. Hier können Sie die komplette Episode hören:
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Eugen Geinitz: Der Landesgeologe mit Weitblick
Wer war dieser Mann, dem ein ganzes Ausstellungsjahr gewidmet ist? Eugen Geinitz war der erste Landesgeologe Mecklenburg-Vorpommerns und Professor an der Universität Rostock. Vor hundert Jahren verstarb er, doch sein wissenschaftliches Vermächtnis lebt weiter.
Geinitz hat nicht nur das Fundament für die heutige geologische Forschung in der Region gelegt, sondern mit akribischer Arbeit die erste geologische Karte von Mecklenburg erstellt. Dieses kartografische Lebenswerk bildet bis heute die Grundlage für Wissenschaftler, die sich mit der Beschaffenheit unseres Bodens befassen.
Seine Begeisterung für die Natur, insbesondere für die geologische Vielfalt zwischen Seen, Hügeln und Moränen, brachte ihn in diese Region. Anders als erwartet, zeigte sich das Land zwischen Müritz und Ostsee nicht als flache Küstenlandschaft, sondern als beeindruckend facettenreiche Erdformation, die noch viele Geheimnisse birgt.
Geologie erleben: Ausstellung und Programm im Müritzeum
Die Sonderausstellung "Eugen Geinitz – Erforschung der Eiszeitlandschaft in Mecklenburg-Vorpommern" wurde am 9. April 2025 eröffnet und läuft bis zum 9. November. Sie zeigt nicht nur das Leben und Wirken von Geinitz, sondern gibt spannende Einblicke in seine Forschungsschwerpunkte: die Eiszeitlandschaften, das Grundwasser, Seen und Flüsse.
Historische Fotografien, Original-Exponate aus seiner Sammlung und eine detaillierte Darstellung seines Engagements in wissenschaftlichen und ehrenamtlichen Institutionen geben ein lebendiges Bild seines Wirkens.
Ein Highlight der Ausstellung: Die Jubiläumsverbindung mit der sogenannten Inlandeistheorie, die vor 150 Jahren in Deutschland formuliert wurde. Diese Theorie erklärte erstmals, wie sich gewaltige Eismassen über Norddeutschland hinwegschoben und unsere heutige Landschaft formten.
Begleitprogramm für Wissensdurstige jeden Alters
Ergänzt wird die Ausstellung durch ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm. Jeden Monat werden Vorträge angeboten, unter anderem zur Entwicklung von Flora und Fauna nach der Eiszeit. Dabei wird auch die Frage diskutiert, ob es den sogenannten "Mecklenburger Vorstoß" überhaupt gab – eine geologische Kontroverse, die das letzte Aufbäumen der Eiszeit thematisiert.
Für junge Gäste gibt es Ferienaktionstage rund ums Thema Geologie, inklusive Gesteinsbestimmungen und kleiner Schatzsuchen. Besonders beliebt ist die monatliche "Gesteinssprechstunde", bei der Fundstücke mitgebracht und gemeinsam analysiert werden können.
Im Juli erwartet die Besucherinnen und Besucher ein großer Aktionstag zur Geologie mit buntem Programm und Mitmachaktionen. Ein Tag, an dem Steine nicht nur erklärt, sondern auch erlebt werden dürfen.
Geinitz und seine Partner: Wissen vernetzt denken
Das Geinitz-Jahr wird von zahlreichen Partnern unterstützt. Der geowissenschaftliche Verein Neubrandenburg bietet geführte Exkursionen an, etwa zu Orten, an denen Geinitz selbst geforscht hat. Der Altertums- und Kunstverein Güstrow bringt kulturhistorische Perspektiven ein. Und der Geologische Dienst vom Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie gewährt besondere Einblicke: Das sonst nicht öffentlich zugängliche Bohrkernarchiv in Sternberg wird an einem Tag der offenen Tür präsentiert.
Diese Verbindungen zeigen: Geologie ist nicht nur Wissenschaft, sie ist auch Netzwerk, Austausch und Begeisterung – für eine Region, ihre Geschichte und ihre Zukunft.
Fazit: Ein Jahr voller Entdeckungen
Das Geinitz-Jahr im Müritzeum ist mehr als eine Ausstellung – es ist eine Einladung, mit offenen Augen durch Mecklenburg-Vorpommern zu gehen. Zwischen Naturerlebnis, Wissenschaft und kultureller Tiefe entdecken Sie hier nicht nur alte Gesteine, sondern neue Perspektiven.
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