Mittsommer-Remise: Mecklenburgs Gutshäuser ganz nah

Die Geschichte spiegelt sich in alten Mauern, in stuckverzierten Decken, knarrenden Dielen und verwunschenen Parkanlagen. Doch was passiert, wenn diese Orte ihre Türen öffnen und Besucher einladen, ihre Geschichten zu entdecken? Genau darum geht es in einem Projekt, das in Mecklenburg-Vorpommern seinen Ursprung hat und längst internationale Aufmerksamkeit erregt: der Mittsommer-Remise. 

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Die Idee, historische Orte erlebbar zu machen

Vor rund 25 Jahren wagte ein engagierter Mensch den Schritt, ein marodes Gutshaus zu kaufen, es zu sanieren und einer neuen Nutzung zuzuführen. Er war nicht allein mit dieser Vision: Immer mehr Menschen entschieden sich, historische Herrenhäuser zu bewahren und gleichzeitig mit Leben zu füllen. Daraus entstand ein Netzwerk, das sich heute im Verein "Schlösser, Guts- und Herrenhäuser Mecklenburg-Vorpommern e.V." zusammengefunden hat.

Der Verein vereint heute mehr als 80 Mitgliedshäuser, deren Eigentümer nicht nur das architektonische Erbe bewahren, sondern auch touristisch zugänglich machen. Diese besondere Verbindung aus Denkmalpflege, Gastfreundschaft und Kulturvermittlung ist die Grundlage für Veranstaltungen wie die Mittsommer-Remise.

Ein Wochenende, das Geschichte lebendig macht

Die Mittsommer-Remise ist ein Festival, das jedes Jahr im Juni stattfindet und Besucherinnen und Besucher dazu einlädt, Gutshäuser in Mecklenburg-Vorpommern zu entdecken. Viele dieser Häuser sind keine Hotels oder Museen, sondern werden nur an diesem Wochenende für die Öffentlichkeit geöffnet. Es ist eine besondere Gelegenheit, Einblicke in private Gutsanlagen zu erhalten, die sonst verborgen bleiben.

Von musikalischen Darbietungen über kulinarische Angebote bis hin zu historischen Führungen oder kleinen Ausstellungen: Die Mittsommer-Remise ist so vielfältig wie die Häuser selbst. Besucher erleben nicht nur Architektur, sondern auch Atmosphäre und die Leidenschaft der Menschen, die diese Orte mit Leben füllen.

Mecklenburg-Vorpommerns einzigartige Gutslandschaft

Was die Region besonders macht, ist ihre Geschichte. Im Zuge der Christianisierung kamen Ritter und Siedler ins Land. Anders als in vielen Teilen Europas bewirtschafteten die Adligen hier ihre Güter selbst. Daraus entstanden große landwirtschaftliche Flächen mit zentral gelegenen Herrenhäusern. Diese Struktur hat sich bis heute gehalten.

Auch nach den historischen Umbrüchen des 20. Jahrhunderts blieben viele dieser Gutslandschaften erhalten. Nach der Wende begannen mutige Menschen, die leerstehenden Gutshäuser zu retten, zu renovieren und für neue Nutzungen zu öffnen. Die Vielfalt der heute erhaltenen Häuser reicht von barocken Herrenhäusern bis hin zu eher schlichten Gutsanlagen mit historischer Parkanlage und Patronatskirche.

Ludorf: 1000 Jahre Geschichte an einem Ort

Ein besonders beeindruckendes Beispiel ist das Gutsensemble in Ludorf, direkt an der Müritz. Hier lässt sich die Geschichte Mecklenburgs fast lückenlos erleben: von einer slawischen Burg über eine romanische Kirche bis hin zum barocken Gutshaus mit Nebengebäuden aus verschiedenen Jahrhunderten. An jedem Sonntag werden hier Führungen angeboten, die die 1000-jährige Geschichte des Ortes erlebbar machen.

Ludorf ist damit exemplarisch für die Kombination aus Natur und ländlicher Kultur, die Mecklenburg-Vorpommern so einzigartig macht. In kaum einer anderen Region finden sich so viele Gutsdörfer in unmittelbarer Nähe zu Landschaftsschutzgebieten, Biosphärenreservaten und Nationalparks.

Von Mecklenburg bis ins Baltikum

Was einst in Mecklenburg begann, hat längst die Grenzen der Region überschritten. Unter dem Namen "Baltic Manors" haben sich Gutshäuser aus Polen, Litauen, Lettland, Estland, Schweden und Dänemark dem Gedanken der Mittsommer-Remise angeschlossen. Denn die architektonischen Strukturen, die historische Entwicklung und auch die Herausforderungen der heutigen Nutzung ähneln sich in diesen Regionen.

Der internationale Austausch bringt neue Impulse, Ideen und Begegnungen. Gleichzeitig bleibt die Basis immer gleich: Geschichte bewahren, Menschen einladen und Kultur zugänglich machen.

Praktische Hinweise für Ihren Besuch

Die nächste Mittsommer-Remise findet am 21. und 22. Juni 2025 statt. Wer möchte, kann mit organisierten Bustouren ab Rostock bis zu fünf oder sechs Gutshäuser an einem Tag besuchen. Viele Gäste reisen aber auch individuell mit dem eigenen Pkw an.

Der Eintritt kostet in der Regel fünf Euro pro Haus, es gibt jedoch auch Sammelkarten für mehrere Objekte. Die Tickets sind online oder bei lokalen Tourismusinformationen erhältlich.

Fazit: Gutshäuser zum Erleben und Staunen

Die Mittsommer-Remise ist weit mehr als ein Tag der offenen Tür. Sie ist eine Einladung, Geschichte nicht nur zu sehen, sondern zu spüren. Sie ist ein lebendiges Zeichen dafür, dass altes Gemäuer mit neuen Ideen gefüllt werden kann. Wer Mecklenburg-Vorpommern von seiner charmantesten Seite erleben möchte, sollte sich dieses Wochenende im Juni vormerken.

Und wer weiß: Vielleicht finden auch Sie Ihre ganz persönliche Lieblingsgeschichte hinter einer alten Gutshaus-Tür.

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